Viele Menschen sehnen sich nach diesem Moment: endlich bei sich selbst anzukommen.
Zu wissen, wer man ist, was man will und wohin man gehört. Doch wer einmal dort war, merkt schnell: Selbstfindung ist kein Endpunkt. Sie ist ein Prozess, der nie aufhört. Warum es gut ist, immer auf der Suche zu bleiben und wie du dich selbst (neu er-)finden kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Sich selbst finden heißt nicht, stehenzubleiben
Selbstfindung bedeutet nicht, eine endgültige Version von dir zu erreichen. Man kann sich selbst finden und trotzdem nie ankommen. Es bedeutet, mit dir im Kontakt zu sein. Auf deine Impulse zu hören. Neugierig zu bleiben. Dich auch auf Dinge einzulassen, die vielleicht ganz anders sind als das, was du bisher gemacht hast.
Vielleicht gehst du nach Feierabend an einer kleinen Kunstschule vorbei, siehst einen Kurs im Schaufenster und spürst: Das will ich ausprobieren. Vielleicht stellst du nach Jahren im selben Beruf fest, wie viel Freude dir das Kochen macht – und fängst an, darüber nachzudenken, ob daraus etwas Neues entstehen könnte. Oder du sitzt morgens mit dem ersten Kaffee da und fragst dich leise: Was wollte ich eigentlich früher einmal werden? Und ist das vielleicht immer noch möglich?
Solche kleinen, leisen Veränderungen können unglaublich viel in Bewegung setzen. Es spielt keine Rolle, wie lange du schon bestimmte Wege gehst oder Rollen erfüllst. Du darfst dich jederzeit neu erfinden.
Du musst es nicht. Wenn du das Gefühl hast, bei dir angekommen zu sein, ist das wunderschön. Es gibt keine Verpflichtung zur ständigen Veränderung.
Aber selbst dann, wenn alles gerade rund läuft, darfst du neugierig bleiben. Es gibt immer noch etwas zu entdecken: neue Interessen, neue Perspektiven, vielleicht eine Weiterbildung, ein Retreat oder ein Ort, an dem du noch nie warst. Du darfst dich weiterentwickeln, auch wenn du dich längst gefunden hast.
Wie du dich im Alltag wieder spüren kannst
Selbstfindung beginnt nicht mit einem großen Schritt, sondern mit kleinen Gesten, die du dir selbst schenkst:
Nimm dir jeden Tag 15 Minuten nur für dich.
Wenn dein Alltag voll ist, steh 15 Minuten früher auf oder geh 15 Minuten früher ins Bett.
Mach dir dein Lieblingsgetränk, setz dich ans Fenster oder auf den Balkon, leg dein Handy weg. In dieser Zeit musst du nichts leisten. Du darfst einfach nur da sein.
Folge einem kleinen Impuls.
Hast du Lust auf ein Stück Kuchen? Hol es dir.
Überlegst du, ob du dieses Buch kaufen sollst und es ruft dich? Kauf es.
Hörst du unterwegs Musik, die dich berührt? Bleib stehen und lass dich mitnehmen.
Hast du Lust auf das Fest, das gerade im Ort stattfindet? Geh einfach hin.
Oder geh spazieren. Nicht mit Ziel, sondern um dich treiben zu lassen.
Es geht nicht um wahllosen Konsum, sondern ums bewusste Spüren. Es geht darum, wahrzunehmen, was dich innerlich ruft, und zu prüfen, ob es dir wirklich guttut. Nicht nur für den Moment, sondern auch im größeren Ganzen.
Wenn es dich nährt, inspiriert oder belebt und niemandem schadet, dann mach es einfach. Jeden Tag eine kleine Sache, die du sonst vielleicht zerdenkst. Das macht deinen Alltag lebendiger, und du lernst dich selbst besser kennen.
Lerne dich selbst kennen in kleinen Alltagsmomenten.
Selbstfindung muss nicht Weltreise, Sabbatical oder Auszeit bedeuten. Oft liegt die Essenz in den kleinen Dingen: in der Entscheidung, heute mal eine andere Strecke zur Arbeit zu nehmen. In dem Moment, in dem du laut sagst: Das gefällt mir nicht mehr. Oder an dem Tag, an dem du bewusst etwas nur für dich tust – ohne Ziel, ohne Bewertung.
Finde heraus, was wirklich zu dir gehört.
Indem du dich auf neue Erfahrungen einlässt, entdeckst du immer wieder neue Facetten von dir.
Manches wird dir gefallen, anderes nicht. Beides bringt dich dir selbst ein Stück näher.
Und jetzt, in diesem Moment:
Nimm dir fünf Minuten Zeit. Spüre in dich hinein. Welche kleine Aufgabe wolltest du schon ewig erledigen und hast sie immer wieder verschoben? Etwas, das wenig Zeit, wenig Geld, wenig Energie kostet und dir trotzdem im Kopf liegt wie ein kleiner Stein.
Mach es jetzt. Genau jetzt. Und spür danach, wie es ist, dir selbst ein kleines „Ja“ zu geben.
Warum sich selbst finden manchmal ins Stocken gerät
Sich selbst zu finden klingt oft leicht, ist es aber selten. Denn dieser Weg bedeutet, ehrlich hinzuschauen. Und manchmal gefällt uns nicht, was wir sehen.
Häufige Gründe, warum es schwerfällt:
- Alte Rollen: Du bist es gewohnt, Erwartungen zu erfüllen, und weißt gar nicht mehr, wer du bist, wenn diese wegfallen.
- Angst vor Unbekanntem: Neues auszuprobieren heißt, Vertrautes loszulassen.
- Der innere Kritiker: Er redet dir ein, dass deine Ideen nicht „realistisch“ oder „gut genug“ sind.
- Vergleich mit anderen: Du verlierst den Blick für deinen eigenen Weg, wenn du dich ständig misst.
Selbstfindung bedeutet, diese Hürden zu sehen und trotzdem neugierig zu bleiben.
Gedankenexperiment: Dein Leben in fünf Jahren
Stell dir vor, es ist fünf Jahre später und du hast dich in dieser Zeit immer wieder ehrlich gefragt, was du brauchst und wer du sein willst.
- Wie sieht dein Alltag aus?
- Wo wohnst du, wie lebst du?
- Was machst du beruflich oder kreativ?
- Welche Menschen sind in deinem Umfeld?
- Was hat keinen Platz mehr in deinem Leben?
Schreib die Antworten auf. Oft erkennst du darin schon heute, welche Schritte dich dorthin führen könnten.
Drei ungewohnte, aber wirksame Methoden, dich selbst neu zu entdecken
Ein „Fremdinterview“ führen
Bitte eine Person, die dich kaum kennt, dir Fragen zu stellen, die sonst niemand fragt. Die Sicht von außen kann völlig neue Gedanken öffnen.
Ein Jahr der „Ersten Male“
Setze dir das Ziel, jeden Monat etwas zu tun, das du noch nie gemacht hast – egal wie klein. Vom Kochen eines neuen Gerichts bis zum Besuch eines ungewöhnlichen Ortes.
Der „Was-wäre-wenn“-Tag
Lebe einen Tag so, als gäbe es keine Erwartungen an dich. Trage, tue, sage, esse und erlebe, was immer dir in den Sinn kommt.
7-Tage-Plan für mehr Selbstentdeckung
- Tag 1: Schreibe auf, was dir heute Freude gemacht hat und was nicht.
- Tag 2: Mache etwas zum ersten Mal.
- Tag 3: Räume einen kleinen Bereich deines Lebens auf (Schublade, Tasche, digitale Dateien).
- Tag 4: Verbringe 30 Minuten ohne Handy, Musik, Buch oder Bildschirm. Nur du.
- Tag 5: Suche bewusst ein Gespräch, das du sonst aufschieben würdest.
- Tag 6: Ändere eine kleine Alltagsroutine.
- Tag 7: Plane eine Sache für die kommende Woche, die nur für dich ist.
Warum es gut ist, immer auf der Suche zu bleiben
Wir leben in einer Welt, die oft klare Ziele vorgibt: Den perfekten Job, die erfüllte Beziehung, das „wahre Ich“. Und wir glauben, dass wir erst dann wirklich leben, wenn wir dort angekommen sind. Doch diese Vorstellung setzt uns unter Druck und übersieht etwas Wichtiges: Das Leben verändert sich ständig. Und wir mit ihm.
Es ist nicht nur normal, sondern sogar gesund, immer wieder auf der Suche zu sein. Nicht, weil dir etwas fehlt oder du nicht „gut genug“ bist, sondern weil Entwicklung Teil unseres Menschseins ist. Jeder neue Gedanke, jede Begegnung, jede Erfahrung fügt deiner Geschichte etwas hinzu.
Ankommen kann schön sein. Für einen Moment, eine Phase, vielleicht auch ein paar Jahre. Aber es ist kein Versagen, wenn sich dieser Zustand wieder verändert. Es heißt nicht, dass du etwas falsch machst.
Das Ziel muss nicht sein, dich ein für alle Mal zu „finden“. Das Ziel kann sein, mit jedem Moment im Reinen zu sein, während du dich weiterentwickelst. Zufrieden zu sein mit dem, was ist und trotzdem offen zu bleiben für das, was kommt.
Vielleicht ist das wahre Ankommen genau das: nicht an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Version von dir selbst, sondern in der Haltung, dass du dich immer wieder neu entdecken darfst.
Dein erster Schritt
Überlege dir: Welchen kleinen Schritt könntest du heute tun, um dir selbst ein „Ja“ zu geben? Was könntest du in den nächsten 24 Stunden ausprobieren, das dich neugierig macht?
Es muss nichts Großes sein, nur echt. Vielleicht ist es ein Anruf, ein Spaziergang, ein neuer Kurs, eine kleine Veränderung in deinem Tagesablauf.
Fange jetzt damit an. Nicht, weil du „fertig“ werden musst, sondern weil du es dir wert bist, immer wieder bei dir selbst anzukommen und dich doch weiterzusuchen.
Unterstützung in der Praxis: Raum für deine Impulse
Manchmal fällt es leichter, die eigenen Impulse wahrzunehmen, wenn man darüber spricht. Fernab von Alltagstrubel, Erwartungen und Routinen.
In einer psychotherapeutischen Praxis gibt es dafür Raum. Hier geht es nicht darum, dir zu sagen, was du tun oder lassen sollst. Vielmehr entsteht ein geschützter Rahmen, in dem du herausfinden kannst, welche Impulse wirklich aus deinem Inneren kommen und welche eher aus Gewohnheit, Angst oder äußerem Druck entstehen.
Gemeinsam lässt sich erkunden, wie du die Signale deines Körpers und deiner Gefühle klarer wahrnimmst, wie du zwischen echten Bedürfnissen und kurzfristigen Ablenkungen unterscheiden kannst und wie du mehr von dem in dein Leben bringst, was dich lebendig macht.
Manchmal sind es kleine Schritte, manchmal neue Blickwinkel, die helfen, deinen Alltag bewusster zu gestalten und dich selbst auf einer tieferen Ebene kennenzulernen.
Wenn du merkst, dass dir Begleitung auf deinem Weg guttut, dann trau dich, den nächsten Schritt zu gehen. Wir begleiten dich gern auf deinem Weg zu mehr innerer Klarheit, zu neuen Möglichkeiten und zu deiner ganz eigenen Weiterentwicklung.
Vielleicht hat dich dieser Text nachdenklich gemacht, vielleicht hat er etwas in dir berührt.
Wenn du gerade in einer herausfordernden Situation steckst oder dich nach Klarheit und innerer Stärke sehnst: Du musst das nicht alleine schaffen.
Manchmal hilft ein geschützter Raum, in dem du einfach sein darfst – mit allem, was ist. Wenn du dir Begleitung wünschst, melde dich gern bei mir.
Ich bin für dich da und begleite dich mit Herz, Fachwissen und ohne Urteil.
Von Herzen,
Deine Anja