Manchmal geraten wir in Beziehungen, die wir nie geplant haben. In Momente, die sich richtig anfühlen und doch falsch sind. Eine Beziehung mit verheiratetem Mann entsteht selten aus Leichtsinn, sondern aus Sehnsucht – nach Nähe, nach Gesehenwerden, nach einem Gefühl von Lebendigkeit. Dieser Text lädt dich ein, genauer hinzuschauen, was dich wirklich bindet.
Eine Hymne an die Klarheit, Freiheit und den Mut, ehrlich zu lieben
„Liebe beginnt dort, wo Lügen enden.“ – Unbekannt
Eine Beziehung mit einem verheirateten Mann beginnt selten geplant. Oft entsteht sie leise – aus Gesprächen, Vertrautheit, Verständnis. Aus dem Gefühl, endlich wieder gesehen zu werden.
Ich bin über fünfzig. Geschieden. Und, wie man so sagt, mitten im Leben. Ich habe gearbeitet, geliebt, Kinder großgezogen, Verluste verkraftet und mich wiedergefunden. Und trotzdem begegnen mir immer häufiger Männer, die gebunden sind.
Verheiratet, aber „schon lange getrennt“. Emotional entfernt, aber „noch im selben Haus“. Oder auf der Suche nach etwas, das sie wieder lebendig fühlen lässt, während ihre Ehefrau nichts davon weiß.
Ich höre Sätze wie:
„Meine Ehe ist nur noch Fassade.“
„Wir leben nebeneinander her, schon seit Jahren.“
„Ich kann mich im Moment nicht trennen, es ist kompliziert.“
Und obwohl ich gelernt habe, meine Werte zu leben, bleibt der Moment schmerzhaft, in dem ich erkenne: Der Mann, der da steht, sucht keine Liebe. Er sucht Erlösung von sich selbst.
Die stille Epidemie der Unfreiheit
Was früher als Midlife-Crisis belächelt wurde, ist heute ein verbreitetes Phänomen. Männer über fünfzig bleiben in Ehen, die längst erloschen sind, während Frauen sich nach echter Begegnung sehnen – und stattdessen in eine Beziehung mit einem verheirateten Mann geraten.
Der German Ageing Survey (2023) zeigt: Rund 30 % der Menschen über 43 leben ohne Partner im selben Haushalt. Gleichzeitig nimmt das Phänomen der „Gray Divorces“, also Scheidungen ab 50, international deutlich zu.
Viele Paare trennen sich spät, oft erst nach dem Auszug der Kinder. Doch noch mehr bleiben – nicht aus Liebe, sondern aus Angst. Angst vor Einsamkeit. Angst vor Verlust. Angst vor Veränderung.
Das Statistische Bundesamt meldet für 2021 rund 142 800 Scheidungen in Deutschland und ein wachsender Anteil betrifft Menschen jenseits der 50. Zugleich zeigen Befragungen, dass 44 % der Paare schon einmal ernsthaft über eine Trennung nachgedacht haben, sie aber nicht vollziehen. Diese Zahlen erzählen von Stillstand. Von Beziehungen, in denen Nähe zur Gewohnheit geworden ist.
Die unsichtbare Dritte
In meiner Praxis höre ich immer wieder Geschichten, die mit einer Beziehung mit einem verheirateten Mann beginnen. Eine Frau verliebt sich in jemanden, der sich nach Nähe sehnt, aber innerlich gefangen ist.
Sie glaubt, in ihm das Gegenüber gefunden zu haben, das sie sich lange wünschte. Doch was sie findet, ist ein Mann in einer Übergangszone – zwischen zwei Welten, unfähig, sich zu entscheiden.
Sie wird zur „Frau dazwischen“. Nicht, weil sie fremdgeht, sondern weil sie in der Schwebe bleibt zwischen Hoffnung und Realität.
Wenn dich interessiert, warum Männer in solchen Situationen fremdgehen und wie es dazu kommt, lies gern „Mein Mann ist fremdgegangen“. Dort erfährst du, welche emotionalen Motive Männer in solchen Krisen antreiben.
Warum Männer bleiben
Männer, die in eine Beziehung mit einer verheirateten Frau oder als verheiratete Männer in eine neue Liebe geraten, sind selten gefühllos. Viele beschreiben Zerrissenheit. Sie erzählen, wie sie sich in ihren Ehen selbst verloren haben – als Ernährer, Funktionierer, Teil eines Systems, das Sicherheit über Lebendigkeit stellt.
In Wahrheit fürchten sie weniger die Scheidung als den Neuanfang. Sie wissen nicht, wer sie ohne ihr altes Leben wären. Die Frau, die ihnen begegnet, spiegelt ihre Sehnsucht und erinnert sie an ihre verdrängte Wahrheit.
Doch Wahrheit verlangt Entscheidungen. Und Entscheidungen erfordern Mut. Mut, Verantwortung zu übernehmen – für das eigene Unglück und das Glück eines anderen Menschen.
Solange dieser Mut fehlt, bleibt die Geliebte in einem Schwebezustand. Sie erlebt Nähe, aber keine Bindung. Versprechen, aber keine Konsequenz. Und sie verliert Stück für Stück ihr Vertrauen – nicht nur in ihn, sondern in die Liebe selbst.
Warum Frauen bleiben
Für Frauen, die in eine Beziehung mit einem verheirateten Mann geraten, ist das selten Zufall. Viele von ihnen sind empathisch, geduldig, beziehungsfähig. Sie sehen das Potenzial im anderen und glauben, sie müssten nur lange genug warten, bis er bereit ist.
Doch oft leben sie in einer stillen Loyalität zur Hoffnung. Sie glauben, dass Liebe alles aushalten müsse. Doch die Grenze zwischen Treue und Selbstaufgabe ist schmal.
Viele dieser Frauen merken irgendwann, dass sie sich selbst verlieren, während sie auf jemanden warten, der sie nie wirklich gewählt hat.
Wenn du dich in dieser Dynamik wiedererkennst, könnte dich auch der Beitrag „Halb getrennt, halb vergeben, aber ganz auf der Suche“ interessieren. Dort geht es um genau diese Zwischenräume, in denen Nähe und Verantwortung auseinanderfallen.
Die neue Einsamkeit
Statistisch leben heute mehr Frauen über 55 allein als je zuvor. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung ist der Anteil alleinlebender Frauen zwischen 1996 und 2019 um 15,6 % gestiegen. Die Witt-Studie (2024) zeigt: 57 % der alleinstehenden Frauen zwischen 50 und 70 wünschen sich keine neue Beziehung.
Viele wollen sich nicht mehr verbiegen oder emotional aufräumen, was andere versäumt haben. Und doch liegt hinter dieser Freiheit oft ein stiller Schmerz – der Wunsch, endlich einem Mann zu begegnen, der wirklich frei ist.
Psychologische Dynamiken hinter einer Beziehung mit einem verheirateten Mann
Wer in eine Beziehung mit einem verheirateten Mann gerät, erlebt oft eine widersprüchliche Mischung aus Nähe und Schmerz. Die Beziehung fühlt sich intensiv an, fast magisch. Viele Frauen beschreiben, dass sie sich selten so gesehen und verstanden fühlten. In dieser Verbundenheit steckt häufig das, was in früheren Beziehungen oder in der eigenen Kindheit gefehlt hat: Aufmerksamkeit, Resonanz, emotionale Spiegelung.
Psychologisch betrachtet entsteht so eine Übertragungssituation. Der Mann wird zur Projektionsfläche für unerfüllte Sehnsüchte: nach Anerkennung, Zugehörigkeit, emotionaler Tiefe. Das, was in der eigenen Lebensgeschichte unerlöst blieb, scheint sich plötzlich zu erfüllen. Doch gerade diese Intensität ist ein Warnsignal. Sie entsteht weniger aus gelebter Liebe als aus der Hoffnung, endlich das zu bekommen, was bisher unerreichbar war.
Viele Frauen berichten, dass sie in einer Beziehung mit einem verheirateten Mann mehr über sich selbst lernen als in jeder anderen Beziehung. Sie erkennen, wie tief sie lieben können, aber auch, wie sehr sie bereit sind, sich selbst zu verlieren, um geliebt zu werden. Diese Erkenntnis ist schmerzhaft und befreiend zugleich.
Im therapeutischen Prozess zeigt sich oft, dass hinter der Bindung an einen vergebenen Mann ein unbewusstes Wiederholungsmuster steht: das Festhalten an Unerreichbarem. Wer als Kind um Liebe kämpfen musste, wählt später oft Partner, bei denen sie erneut kämpfen muss. So wiederholt sich die Hoffnung: „Wenn ich diesmal genug gebe, werde ich endlich gewählt.“
Doch Liebe entsteht nicht aus Beweisen, sondern aus Gegenseitigkeit. Erst wenn die Frau erkennt, dass sie nichts tun muss, um „genug“ zu sein, löst sich die Dynamik. Sie sieht den Mann nicht mehr als Erlöser, sondern als Spiegel. Und in diesem Moment kann Heilung beginnen – nicht durch ihn, sondern durch sich selbst.
Eine Beziehung mit einem verheirateten Mann ist dann kein Zufall mehr, sondern ein Wegweiser. Sie zeigt, wo noch alte Wunden nach Nähe suchen. Wer den Mut hat, diesen Spiegel anzunehmen, kann daraus eine neue Form von Klarheit entwickeln – und damit auch eine andere Form von Liebe.
Vom Schmerz zur Klarheit – Wege aus der Zwischenwelt
Der Weg aus einer Beziehung mit einem verheirateten Mann ist selten ein plötzlicher Bruch. Meist ist es ein innerer Prozess – ein Erwachen. Es beginnt mit kleinen Momenten der Ernüchterung: ein nicht gehaltener Termin, eine Nachricht, die unbeantwortet bleibt, ein Feiertag, an dem man wieder allein ist. Jedes dieser Erlebnisse erinnert daran, dass man zwar verbunden, aber nicht wirklich gewählt ist.
Viele Frauen begreifen irgendwann: „Ich liebe ihn, aber ich lebe mich selbst nicht.“
Diese Einsicht markiert den Übergang vom Warten zum Handeln, vom Außen zum Innen.
In der Praxis erlebe ich, dass dieser Schritt oft von Ambivalenz begleitet ist. Die Frau schwankt zwischen Hoffnung und Enttäuschung, Ideal und Realität. Doch genau hier beginnt echte Selbstfürsorge. Statt darauf zu hoffen, dass der andere sich ändert, fragt sie: Was brauche ich wirklich?
Manchmal bedeutet das, die Affäre zu beenden. Manchmal bedeutet es, Grenzen zu setzen, bis Klarheit entsteht. Und manchmal, das eigene Herz zu heilen, ohne auf eine Antwort zu warten.
Dieser Weg führt nicht zurück in die Leere, sondern in die Selbstverbindung. Er verwandelt das Erleben der „Frau dazwischen“ in die Haltung einer Frau, die mitten im Leben steht – bewusst, würdevoll, bereit, ehrlich zu lieben.
Therapeutisch gesehen geht es in solchen Situationen weniger um Trennung oder Versöhnung, sondern um Integration: die Fähigkeit, Widersprüche zu halten, ohne sich selbst zu verlieren. Erst wenn du innerlich frei wirst, kannst du auch im Außen Freiheit gestalten.
Wenn du merkst, dass du dich in einer Beziehung mit einem verheirateten Mann gefangen fühlst und nicht weißt, wie du loslassen kannst, ist das kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen von Sehnsucht – nach Klarheit, Würde und echter Begegnung. Diese Sehnsucht ist heilbar, wenn du beginnst, sie zu dir selbst zurückzubringen.
Haltung: Liebe braucht Klarheit
Liebe verlangt keine Perfektion, aber sie braucht Wahrheit. Und Wahrheit bedeutet, dass man nicht gleichzeitig zwei Leben führen kann – eins im Licht und eins im Schatten.
Wer liebt, muss frei sein. Frei von Lügen, frei von Bequemlichkeit, frei von der Illusion, alles behalten zu können: die Ehe, die Geliebte, das alte Selbstbild.
Echte Liebe entsteht erst, wenn jemand bereit ist, etwas zu riskieren – Ansehen, Sicherheit, Kontrolle. Weil er spürt: Ohne Wahrhaftigkeit bleibt selbst Zärtlichkeit leer.
Wenn du darüber nachdenkst, wie alternative Beziehungsformen funktionieren können, lies gern den Artikel zum Thema „offene Beziehung“. Er zeigt, wann Offenheit heilsam ist und wann sie nur ein neues Versteck wird.
Eine Hymne an die Freiheit
An die Männer, die zwischen zwei Welten leben: Wir Frauen sehen euch. Wir spüren, dass ihr liebt, dass ihr kämpft, dass ihr zerrissen seid. Aber wir wünschen uns, dass ihr euch entscheidet – nicht für uns, sondern für euch selbst.
Habt Mut, ehrlich zu werden. Habt Mut, frei zu sein. Denn keine Frau, die euch liebt, will ein Schattenplatz sein. Sie will Licht.
Eure Freiheit ist kein Verlust. Sie ist das größte Geschenk, das ihr euch – und einer Frau – machen könnt.
Und vielleicht ist genau das die wahre Reife: Nicht mehr zu nehmen, was man kriegen kann, sondern zu lieben, was man halten darf.
Wenn du deine Beziehung retten möchtest
Nicht jede Beziehung mit einem verheirateten Mann muss das Ende bedeuten. Manche Beziehungen können heilen, wenn beide bereit sind, ehrlich hinzusehen. Wenn du spürst, dass du eure Partnerschaft retten möchtest, erfährst du im Blog „Eheberatung oder Paartherapie – was passt zu euch?“ den Unterschied und findest heraus, welcher Weg für euch sinnvoll sein kann.
Fazit
Eine Beziehung mit einem verheirateten Mann ist selten nur ein moralisches Dilemma. Sie ist ein Spiegel – für Sehnsucht, Verdrängung und das tiefe menschliche Bedürfnis, gesehen zu werden. Doch echte Liebe beginnt nicht mit einem heimlichen Blick, sondern mit einer ehrlichen Entscheidung.
Wenn du Klarheit suchst, wähle dich selbst. Denn nur wer frei ist, kann wirklich lieben.
Wenn du dir wünschst, deine Situation besser zu verstehen oder herauszufinden, was du wirklich möchtest, kannst du jederzeit Kontakt zu mir aufnehmen.
In einem gemeinsamen Gespräch schaffen wir Raum für Klarheit und neue Möglichkeiten. Du musst damit nicht allein bleiben – manchmal braucht es nur ein Gegenüber, das dich sieht, zuhört und mit dir sortiert, was du gerade fühlst.

Quellen & weiterführende Studien:
- Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA, 2023): Living Apart Together in the Second Half of Life – A Necessary Evil or a Chosen Lifestyle? Pressemitteilung vom 28.03.2023. URL: https://www.dza.de/presse/pressemitteilungen/living-apart-together-in-the-second-half-of-life
- Statistisches Bundesamt (Destatis, 2023): Ehescheidungen in Deutschland – Zeitreihe 2000–2021. URL: https://www.destatis.de/EN/Themes/Society-Environment/Population/Marriages-Divorces-Life-Partnerships/_node.html
- Verywell Mind (2023): Gray Divorce: Why Couples Split After 50. veröffentlicht am 07.07.2023. URL: https://www.verywellmind.com/gray-divorce-8646068
- Bundeszentrale für politische Bildung. (2021). Alleinlebende nach Geschlecht und Familienstand (1996–2019).https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61572/alleinlebende-nach-geschlecht-und-familienstand/
- Witt-Gruppe. (2024). So liebt und lebt die Generation 50+ in Deutschland: Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 Frauen und Männern. https://www.witt-gruppe.eu/medien/news/2024/witt-studie-so-liebt-und-lebt-die-generation-50-in-deutschland/

